Noch in den siebziger Jahren saßen wir verwundert im Kino, sahen den „Stadtneurotiker“ und lauschten Woody Allens Therapiegeschichten. Und der große Künstler Andy Warhol gab freimütig in Interviews bekannt, regelmässig seinen Therapeuten zu konsultieren. Immer mehr Stars gestanden ein, professionelle Hilfe bei persönlichen Lebensproblemen in Anspruch zu nehmen.
Durch diese „Öffentlichkeitsarbeit“ verlor Hilfe für psychische Probleme auch in Deutschland Jahr für Jahr mehr von ihrem Tabustatus. Immer mehr Therapien und Methoden schwappten in den achtziger und neunziger Jahren über den großen Teich und wurden aufgrund ihres Erfolgs in der Behandlung inzwischen fest in das therapeutische Repertoire integriert..
Während auf der einen Seite immer mehr Menschen therapeutische Hilfe suchten, stellte man fest wie hilfreich psychologische Beratung und Hilfe auch für an und für sich gesunde Menschen in persönlichen Krisensituationen sein kann.
Es gibt Zeiten, in denen sich das Leben auch für ganz normale Menschen wie eine Achterbahnfahrt anfühlt. Es geht rauf und runter. Partnerverlust, Arbeitsplatzverlust, finanzielle Krisen verursachen nicht nur großen Kummers, sie bringen Menschen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, Guter Rat ist Teuer. Nicht immer wird man alleine damit fertig, nicht immer gibt es Freunde oder Familie, die einem dabei helfen. Für gesunde Menschen in Krisensituationen, die ihr Leben wieder in den Griff bekommen wollen, kann psychische und psychologische Hilfe von großem Nutzen sein.
Da sind zum einen die Situationen, in denen ein geliebter Mensch geht. Ob durch Tod oder Trennung, das Leben nimmt von einem Augenblick zum anderen eine vollkommen neue Wendung. Liebeskummer, Trauer, Wut wollen verdaut und bewältigt werden. Doch in unserer Leistungsgesellschaft ist für Gefühle immer weniger Platz. Wo alle nur noch funktionieren müssen, ist oft niemand da, der den Menschen in der Krise auffängt.
Und auch am Arbeitsplatz wird es immer kälter. Für menschliches Miteinander ist da immer weniger Platz. Konkurrenzdruck und Entlassungsangst bestimmen den Alltag vieler Menschen heute. Mobbing und Burnout entwickeln sich zu einem Massenphänomen. Hartz IV schürt Existenz und Verarmungsangst.
Wo findet man Hilfe, kann man sich einen neutralen sachlichen Rat holen, wenn die eigenen Versuche und die guten Ratschläge von Freunden und Verwandten scheitern?.
Die Psychische Hilfe am Telefon lässt Anrufern Anonymität und fängt sie doch liebe- und verständnisvoll auf. Sie fängt Menschen auf in dem Moment, in dem sie Hilfe am dringendsten benötigen. Für viele Menschen reichen ein oder wenige Gespräche um ihre gegenwärtige Situation zu lösen, andere mit schwereren Problemen fassen in der Beratung den Mut sich auch vor Ort nach qualifizierter Hilfe zum Beispiel in einer Therapie umzusehen.
H. Klug